46045 Oberhausen, Markstraße, 46045 Oberhausen, Wörtstraße. Geschichte eines HausesOft schaue ich die Fassaden der älteren Häuser an und stelle mir vor, welche Geschichten und Schicksale sie verbergen. Wie viele Leute waren hier glücklich, wie viele haben gelitten? Generationen sind gekommen und gegangen und heute wohnen und arbeiten wir in diesen Häusern und wissen nichts über die Menschen, denen diese Wände auch ein Zuhause oder ein Arbeitsort waren.
Heute schaue ich mit Ihnen hinter die Fassade des Hauses Marktstrasse 73.
In den 1930er Jahren gehörte das Haus den Brüdern Werner, geb. am 22.12. 1903, und Hugo, geb. am 07.06. 1900, Cahn. Nach der Volkshochschule absolviert Hugo Cahn eine kaufmännische Ausbildung und interessiert sich immer mehr fürs Kino. Ab 1931 betreibt er dann, gemeinsam mit seinem Bruder Werner, den Ufa Palast (Universum-Film Aktiengesellschaft) an der Marktstraße, den er nach umfangreichen Umbauten im Juli 1932 eröffnete. Der moderne Filmpalast mit rund 800 Plätzen erstreckt sich auf das Haus Wörthstrasse 9. Dieses Haus, sowie die Häuser Wörthstrasse 7 und 15, befindet sich ebenfalls im Besitz der Bruder Cahn.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1933 müssen die beiden Brüder nach Frankreich fliehen. Die Grundstücke in Oberhausen müssen aufgegeben werden. Im August 1937 werden zunächst die Häuser und Grundstücke auf der Marktstrasse, später auch ein Teil der Häuser auf der Wörthstrasse, zu Gunsten des Oberhausener Kaufmannes August H. zwangsversteigert und damit in „arische“ Hände überführt. Von dem Erlös der Versteigerung erhielt die Familie Cahn nichts.

Beide Brüder überleben den Krieg und bemühen sich um Rückerstattung der enteigneten Häuser und Grundstücke. Wie viele jüdische Familien stritten Sie jahrelang vor Gerichten um die Anerkennung ihrer berechtigten Ansprüche. Erst im Jahre 1955, ein Jahrzehnt nach Kriegsende, wurde ein Teilvergleich mit August H. geschlossen, der dazu verpflichtet wurde, eine Summe von 85.000 DM an die Familie Cahn zu zahlen.
Das Gebäude hat den Krieg einigermaßen gut überstanden und war somit das erste Kino in der Oberhausener City, das nach Kriegsende wieder eröffnet wurde. Es trug den Namen „Apollo-Theater“. Übrigens fanden hier auch die ersten Sinfoniekonzerte nach dem Krieg statt.
Vielen Oberhausenern ist das Gebäude bekannt, da in ihm über Jahrzehnte hinweg das Geschäft Kaiser’s Tengelmann beheimatet war. Heute ist dort eine moderne EDEKA-Filiale zu finden.

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